“Weinet nicht, denn ihr habt es nicht anders gewollt”
Tuesday 16 January 2007
Sehr geehrte Frau Dr. Miller!
Größte Hochachtung habe ich vor Menschen wie Ihnen. Sie helfen so vielen Menschen mit Ihren Büchern, nehmen sich kein Blatt vor dem Mund und gehen dann auch noch nach der heutigen Zeit, indem Sie im Internet zusätzlich individuelle Hilfe kostenlos anbieten!
Ich hatte die Chance, für ein Entfliehen meiner Lebensgefährtin aus ihrem Gefängnis, schon fast abgeschrieben. Aber seit ich durch einen wahren “Engel” aus Wien auf Ihre Bücher gestoßen bin, sehe ich schön langsam wieder Licht am Ende des Tunnels!
Meine Lebensgefährtin (Sarah) und ich leben schon fast 2 Jahrzehnte, ein Kilometer von ihrer Mutter entfernt, in einer Wohnung zusammen. Wir sind jetzt beide schon 38 Jahre alt.
Ihr Vater ist früh verstorben, ihre Mutter hat sie unwissentlich mit der “Schwarzen Pädagogik” psychisch als lammfrohes Engerl erzogen und außerdem wurde sie über 9 Jahre sexuell intensiv vom Onkel missbraucht. Sie konnte all das verdrängen, zumindest über Jahre. Sexueller Missbrauch wurde in der Verwandtschaft von Generation zu Generation überliefert. So war auch die Mutter einst ein Opfer.
2000 fing Sarah mit einer Therapie bei einer Psychologin an. Ende 2002 erzählte sie von ihrem sexuellen Missbrauch der Mutter. Diese hat den größten Einfluss auf sie und ihr immer Sicherheit und Halt gegeben. Dafür verlangt sie im Gegenzug Liebe und Gehorsam.
Ihre Reaktion darauf war: “Das darfst du aber niemandem weiter erzählen! Anzeige darfst du auch keine machen, denn was denkst du, wie die anderen Verwandten und Bekannten über mich denken und herziehen würden.” Sie schützt den Täter.
Sarahs Erwartungen wurden in Grund und Boden gestampft.
Seither war Sarah bereits fünf Mal aufgrund von Suizidgedanken, Schuldgefühlen und von Schmerz erdrückenden Flashbacks in der Seelischen Abteilung des Krankenhauses über längere Zeiträume stationär aufhältig. Immer wieder schaffte es die Mutter mit Aktionen, bei denen sie Sarah manipulierte, kontrollierte und Macht ausübte, ihr das letzte Stück Selbstvertrauen zu nehmen und Schuldgefühle zuzuweisen.
Ich erfuhr ja auch erst bei ihrem ersten Aufenthalt, wie schrecklich sie zwischen ihrem 11. u. 20. Lebensjahr (sexueller Missbrauch) gelitten hatte. Zuerst dachte ich, dass das die Psychotherapeutinen schon wieder richten werden. Sie ist schon seit 2000 in wöchentlicher Behandlung, derzeit schon bei der dritten Therapeutin, welche wie alle vorhergehenden leider keine wissende Zeugin ist.
Die vorhergehende Therapeutin traf Sarah zufällig und fragte sie folgendes: “Ich habe gehört, dass Sie wieder in der Seelischen aufhältig waren. Ist Ihnen wieder einmal langweilig gewesen?” Sarah war immer aufgrund hochgradiger Suizidgedanken und quälendsten Flashbacks im Krankenhaus untergebracht und dann kommt von der Ex-Betreuerin eine solch unempathische Frage.
Da ich das Verhalten von Sarahs Mutter in Frage stelle, hat die derzeitige Psychotherapeutin auf ein Blatt Papier ein zweigeteiltes Herz gezeichnet und Sarah sagte zu mir folgendes: “Schau, das ist mein Herz. Es ist zur einen Hälfte von meinem Papi und zur anderen Hälfte von meiner Mama.” Dies sollte mir zu denken geben, damit ich keine weitere Kritik an der Mutter übe. Ich glaube, daher kann man schließen, dass auch diese Therapeutin leider keine wissende Zeugin ist. Außerdem steht Sarah andauernd unter starkem Medikamenteneinfluss und neigt immer mehr zum Alkoholkonsum.
Wenn ich nicht einige Bücher von Ihnen gelesen hätte, würde ich keine Chance mehr sehen.
Meine Kritik an der Art des Umganges der Mutter mit ihrer Tochter ist auch nicht auf fruchtbaren Boden gestoßen, eigentlich im Gegenteil, es wird als Angriff gegen sie aufgenommen. Der Täter wohnt mit all den vielen Verwandten in einem engen Umkreis und daher ist es für viele eine befangene Situation.
Schade ist, dass von der eigenen Familie niemand klar Farbe bekennen kann. Schlimm ist, dass Sarah von ihrer Mutter und in letzter Zeit zunehmend von der jüngeren Schwester (Antonia) für deren eigenen Interessen missbraucht wird. Die Antonia sieht die Mutter in der Opferrolle und verteidigt sie, kehrt sozusagen alles unter den Tisch, und fordert andererseits von Sarah, dass sie selbständiger wird, sich wehrt und nichts gefallen läßt, indem sie sich um 360 Grad drehen sollte. Dafür steht die Mutter aber in eine für Sarah unerreichbaren Ebene, das geht nie und nimmer.
Vor kurzem habe ich ein Buch (Am Anfang war Erziehung) der kontrollierenden und manipulierenden Mutter und eines (Evas Erwachen) der Schwester mitgegeben, darf mir aber keine Hoffnungen machen.
Sie sind ihren verinnerlichten Eltern schuldig, keine Fehler zu machen. Daraus folgend neigen Mutter und Verwandtschaft dazu, neues Wissen nicht an sich heran zu lassen und um so mehr bei den alten Erziehungsregeln Schutz zu suchen. Sie, Frau Dr. Miller, umschreiben das super mit: „Im Bunker gegen die eigenen Gefühle verschanzen und deshalb ohne Antennen für die eigenen Bedürfnisse zu leben“. Die Mutter besteht verstärkt darauf, dass die negativen Gefühle dem Täter gegenüber unterdrückt werden müssen, indem Vergebung, Pflicht und Gehorsam die Pforten zum guten und ehrbaren Leben öffnen.
Das alles auf Kosten des Lebens von meiner Lebensgefährtin, denn Sarah passt sich mit 38 Jahren entgegen den eigenen Bedürfnissen dem an, um vor allem die Liebe der Mutter nicht zu verlieren.
Sie hatte schon 26 lange Krankenhausaufenthalte, viele Operationen über sich ergehen lassen müssen, ein Teil davon war sicherlich psychosomatisch.
So ist Sarah einmal nach einer Unterredung mit der Mutter nach Hause gekommen und sagte:
“Ich weiß überhaupt nicht mehr was ich denken, oder ob ich überhaupt noch was denken soll.”
Ein anderes Mal hatte sie von ihrem eigenen Begräbnis geträumt. Bei der Beerdigung stand die ganze Verwandtschaft rundherum und am Grabstein stand:
“Weinet nicht, denn ihr habt es nicht anders gewollt!”
Ich glaube, das sind mehr als tausend Worte, treffender könnte es für die Situation nicht sein!
Mir ist klar, dass Sarah nur mit einer wissenden Zeugin Fortschritte machen kann, um einerseits ihre eigene in der Kindheit verloren gegangenen Persönlichkeit wieder zu finden und andererseits die Tat verurteilen kann, ohne Schuldgefühle haben zu müssen.
Alle Analysen mit ihren Büchern sind so fundamental abgesichert, dass ich Ihnen, Frau Dr. Miller, mehr als zu Dank für Ihre Werke verpflichtet bin. Vielleicht können Sie mir auf meinen derzeit alleinigen Weg zur weiteren Unterstützung meiner Lebensgefährtin ein paar Tipps geben?
Vielen herzlichen Dank!
Der Lebensgefährte, K.S.
AM: Sie beschreiben eine fürchterliche Geschichte, als wäre sie unumgänglich. Das ist sie aber nicht. Auch wenn solche tragischen Geschichten millionenfach in der ganzen Welt vorkommen, in allen Kulturen, sie wären vermeidbar, wenn die Tochter darin unterstützt wäre, das Gift, das sie krank macht, zu erkennen. Aber sie wagt es nicht, und die Gesellschaft, Therapeuten inbegriffen, unterstützen sie nicht bei der Wahrheitsfindung, sondern in ihrer Blindheit. Die Tochter zahlt fast mit ihrem Leben, auf jeden Fall mit ihrer Gesundheit einen Riesenpreis für diese Blindheit, weil sie, wie Sie schreiben, “die Liebe ihrer Mutter nicht verlieren will.” Was ist das aber für eine Liebe, wenn diese Frau jahrelang zugelassen hat, dass das Kind vom Onkel sexuell missbraucht wurde und ihr jetzt das Schweigen aufzwingt? Sie können Sarah nur helfen, wenn sie sich selbst helfen will. Dann könnten Sie ihr zeigen, wie zerstörerisch ihre Mutter mit ihr war und ist und ihr helfen, sich von ihr zu trennen. Solange sie von dieser Mutter abhängig ist und sie nicht so sehen darf, wie diese ist, MUSS SIE KRANK BLEIBEN. Alle Klinikaufenthalte nützen doch nichts. Können Sie sich von einer Vergiftung befreien, wenn Sie täglich neue Dosen vom Gift schlucken, das Sie krank macht?