Meine Tochter

Meine Tochter
Sunday 06 July 2008

Liebe Alica Miller, danke für Ihre Antwort. Ich habe mich mit meiner Kindheit zurück gehalten, weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Es ist mir wichtig meinen Kindern das Leben leichter zu machen. Ich habe die letzten Jahre,eigentlich schon seit die Kinder krank wurden, nach dem gesucht was dahinter steckt. In den letzten Jahren, als A. seine eigene Wohnung hatte und A. als Aupair im Ausland war, habe ich intensiver begonnen mal hinter meine Probleme zu schauen. Begleitend auf der Suche waren für mich die Homöopathie,Psychotherapie,Familienstellen,Ernährungumstellung, Meditationen. Reiki… Einiges davon habe ich wieder verworfen(komerzielle Aspekte oder es hat mir nicht wirklich weiter geholfen). Im letzten Jahr habe ich mit – Inner Journey`s- (B.Bays) begonnen. Ich bin in einer Gruppe, wir führen uns gegenseitig. Diese Reisen in mein Innerstes haben mich zu Ereignissen geführt, die ich nur aus Erzählungen von Anderen kenne oder es gab eine Ahnung. Mein Vater hat mich mal sehr geschlagen, als ich ca. 15Jahre war. Ich war tanzen und kam nicht rechtzeitig nach Hause,weil meine Freundin noch bleiben wollte.Ich hatte Angst alleine durch eine dunkle Gartenanlage zu gehen. Plötzlich stand mein Vater da. Er hatte eine Taschenlampe dabei. Wir sind nach Hause gelaufen, ich wollte ihm erklären wie es war. Er hat mich ignoriert. Zu hause hat er mich verprügelt. Meine Mutter und meine Schwester standen dabei, keiner hat was getan, nur geheult. Von den Schlägen wusste ich bis vor einem 1/4 Jahr nichts, nur aus Erzählungen meiner Schwester. In der Journey ist der Film dann abgelaufen, ich konnte es ganz deutlich sehen. Ich bin während der Prügel zu einem Teerklumpen geschmolzen und hab eine kleine weisse Wolke wegfliegen sehen. Ich weiß es war meine Seele. Danach hatte ich ein 1/2Jahr Stubenarrest. Nicht mal meine Klassenlehrerin konnte meinen Vater umstimmen. Als ich die Situation noch mal angesprochen habe im besein meiner Eltern hat meine Mutter gesagt-dein Vater hatte Angst um dich-. Ich bin froh, dass ich den Kontakt abgebrochen habe. Allerdings wird mir immer wieder gesagt, es ist erstaunlich wie ruhig du bleibst, in vielen Lebenssituationen. Meine Schwester wollte sich das Leben nehmen als unsere Mutter zur Kur war. Sie hatte bis zum Dachboden Leitern angestellt. Ich hab sie abgehalten. Ich hab sie beschützt vor diesem jähzornigen Mann, allerdings gab es dafür auch Prügel,aber das hab ich nicht als schlimm empfunden. Als ich älter wurde hab ich ihn ausgelacht als er mir sagte, dass er eine Respektperson sei. Ich habe ihm geantwortet, dass er eine Angstperson ist. Da ist er wie in sich zusammengefallen. Heute kann ich schlecht für mich kämpfen, weil ich oft gar nicht weiß ob es angemessen ist. Ich kann in Gesprächen kaum argumentieren. Ich habe das Gefühl das ich nicht ernst genommen werde. Mir ist es jetzt auch zu viel über mich zu schreiben. Meine Kinder brauchen eine Zukunft. Ich war so froh als ich Ihre Antwort gelesen habe. Es kostet sehr viel Kraft diesen Weg zu gehen. Machnmal bin ich traurig, dass sich meine Träume nicht erfüllen.

Danke
K.E.

AM: Ich kann Ihren Schmerz und die Sorge um die Zukunft Ihrer Kinder voll verstehen und nachvollziehen, aber kann Ihnen leider nicht anders helfen, als Ihnen die Lektüre meiner Bücher zu empfehlen (vor allem das Drama und Evas Erwachen). Vielleicht wird Ihnen diese Lektüre helfen, an die Gefühle des schwer misshandelten Kindes heranzukommen, das Sie waren und das lernen musste, nicht zu fühlen, um zu überleben. Ihre Kinder sind jetzt erwachsen, sie werden selber ihre Wahrheit suchen müssen, doch dies wird ihnen besser gelingen, wenn SIE Ihre Wahrheit gefunden haben. Es ist so tragisch, dass die Zeit abgelaufen ist, in der man den kleinen Kindern noch beistehen konnte, das lässt sich leider nicht nachholen. Aber Sie sind doch auch noch da, und vieles steht Ihnen offen, wenn Sie Ihre schrecklichen Leiden von früher endlich fühlen und ernst nehmen können, ohne sich durch suspekte “Therapien” täuschen zu müssen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet