Evas Erwachen
Tuesday 06 May 2008
Sehr geehrte Frau Miller,
ich bin 27 Jahre alt und habe die Diagnose F 32.2 und F 60.31. Was bedeuten schon Zahlen und Worte… ich weiß. Ich war sieben Monate in einer Klinik und wurde mit Medikamenten gefüllt. Ich war immer skeptisch, aber so verzweifelt, dass ich es über mich ergehen ließ.
Vor einiger Zeit stieß ich auf Ihr Buch “Das Drama des begabten Kindes” und schon in diesem Buch fand ich mich wieder und empfand es nach langer Suche als einen Schlüssel zu meiner Erkrankung.
Mit Sicherheit bekommen Sie täglich unzählige e-Mails von Menschen, die Ihnen Ihre Leidensgeschichte erzählen möchten. Es liegt wohl daran, dass Sie es geschafft haben, eine Sprache zu sprechen, die die Gefühlswelt dieser Menschen entschlüsselt.
Nun lese ich Ihr Buch “Evas Erwachen” und um es so auszudrücken: Es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Liebend gerne würde ich einen Therapeuten finden, mit dem ich über Ihre Bücher reden könnte. Bisher sagte man mir immer nur, ich sei schwer krank, ich habe eine Depression, aber nie, weshalb es so ist, was dazu geführt haben könnte und so wie Sie es schreiben: auch mir werden einfach immer und immer wieder nur Medikamente verschrieben.
Nun habe ich eine Aversion gegen diese Medikamente bekommen und möchte mich am eigenen Schopfe selbst aus der Depression holen. Das schaffe ich nicht alleine. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Ihre Bücher retten mein Leben. Ich bin dabei meine letzten sieben Monate aufzuschreiben. Wenn ich Ihnen einen kleinen Auszug aufdrängen darf:
“Phillip hat es geschafft. Immer und immer wieder stelle ich mir seinen letzten Schritt vor. Den Schritt, der in die Luft, ins Freie, in die Erlösung schreitet. Wo ist er jetzt? Wie geht es ihm jetzt? Nun fühlt er nichts mehr. Muss das Leid der Depression nicht mehr ertragen.
Was ist eine Depression? Und was heißt hier Depression? Ein Wort, ein Ungetüm, eine Erschaffung der Menschen, die etwas brauchen, um das Unfassbare in ein Wort zu kleiden. Depression kann alles und nichts sein. Das ganze Leben, die Erde, die Welt, alles ist eine Depression. Sie drückt einen nieder. Sie gibt einem Gedanken, füllt einen mit Tränen und Schmerzen und lässt einen nicht los. Sie übernimmt die Regie des eigenen Lebens. Beeinflusst alle Taten und führt einen in den Tod.”
Ich weiß, das Sie unzählige Briefe bekommen. Das Traumschloß eines jeden Lesers ist es wohl, sich einmal mit Ihnen unterhalten zu dürfen. Ich bin dankbar für Ihre Bücher.
Mit freundlichen Grüßen, T. A.
AM: Versuchen Sie meinen Artikel über Depressionen zu lesen.