Aus dem Handelsblatt vom 08.05.2008

Aus dem Handelsblatt vom 08.05.2008
Friday 16 May 2008

Sehr geehrte Frau Miller,

bedanken?
Bedanken muss ich mich bei Freunden, die mich mit Ihren Prägungsmodellen bekannt gemacht haben.
Bewundern?
Ich bewundere Sie, weil es Ihnen gelungen ist, gegen Lehrmeinungen an der Einfachheit des Natürlichen festzuhalten und unerschrocken die Göttlichkeit eines Kindes dem Kind gelassen haben und stringent den Götzen um das Kind die Verantwortung für dessen mögliche Verzweiflungen und Perversionen zuordnen.

Ein sehr guter Freund empfahl mir Ihr „Drama“ vor 17 Jahren – er hatte es wohl selbts nicht gelesen – auch nur empfohlen bekommen; Mit Drama, mit Begabung mit Bezug auf mich konnte ich so richtig nichts anfangen. Ich hab´s nun gelesen und Ihr „Du sollst nicht merken“ gleich hinterher. Schade um die 17 Jahre der verkannten Entwicklung meiner Vergangenheit –
aber es bleibt noch eine Zeit, mir an mich die richtigen Fragen zu stellen und vielleicht besser mit meinen Mustern umzugehen, deren Konturen dank Ihres Modells immer klarer werden.

Zur Göttlichkeit:
Ihre Analyse des Gottesbildes als strenger Vater passt; Ihre Fragen an Gottes Verhalten sind verblüffend entwaffnend. Ich sage immer: der „liebe“ Gott ist in Dir; wenn der aber von Götzen zugemüllt wird, kann er nicht mehr wirken – dieses Bild sehe ich durch Ihr Modell bestätigt. Meinem Patenkind (14 Jahre) und seinen Brüdern hat das Bild auch ganz gut gefallen – sind doch gute Handlungen und schlechte nun nicht mehr „Gott-gegeben“ sondern eigenverursacht: durch freie (Eigen-)Göttlichkeit oder durch Verschmutzung oder Beschädigung meiner Reinheit.

Jedenfalls haben Sie einen weiten Raum in meinem Denken und Empfinden genommen, dass ich aktuell in Gesprächen mit Freunden an Ihnen nicht mehr vorbeikomme – will ich auch nicht.

Als Anlagen sende ich Ihnen einen Artikel aus dem Handelsblatt vom 08.05.08, aus dem man ableiten kann, dass Ihr Modell eines Tages sogar objektiv belegt werden kann.

Aber für mich und schon so manchen Freund bedarf es des objektiven Beweises nicht, weil Ihre Lehre in ihrer Einfachheit zu klar, zu logisch und zu schlüssig ist. Durch Ihre klare Lehre fühle ich mich Ihnen dann doch so sehr verbunden, dass ich unbekannterweise und entgegen meiner Einleitung Ihnen doch aufrichtig und sehr herzlich danken möchte.

Danke schön, R. F.

AM: Besten Dank für Ihre Mitteilung und den Zeitungsausschnitt. Wir wissen bereits alles, was wir zu diesem Thema brauchen, nämlich wie sich das Gehirn der misshandelten Kinder verändert, aber am wenigsten brauchen wir Forscher mit geschlossenen Augen. Leider bilden sie die Mehrheit.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet