ich brauche Ihre Hilfe

ich brauche Ihre Hilfe
Friday 29 February 2008

Schönen guten Tag Frau Miller!

Als aller erstes möchte ich mich für Ihre Bücher bedanken, sie haben mir wirklich die Augen geöffnet und mir Mut gemacht, meine persönliche Geschichte näher anzuschauen.

Ich wurde jahrelang von meinem Onkel mißbraucht (das erste Mal als ich 4 Jahre alt war) und von meiner Mutter mißhandelt, meistens, weil ich wieder ins Bett gemacht hatte. Als ich 6 Jahre alt war hat sich meine Cousine vor meinen Augen umgebracht.
Ich hatte als Kind ständig Todesängste, weil die Schläge und Strafen meiner Mutter wirklich sehr grausam waren und ich hatte niemanden der mir half oder mir zuhörte.
Die Liste der schrecklichen Erlebnisse würden einen Roman füllen.
Ich leide seit Jahren, wenn nicht schon seit meiner Kindheit an Tinnitus, die hohen Töne sind zeitweise wirklich unerträglich.

Mittlerweile bin ich 34 Jahre alt, verheiratet und erwarte in ca. 2 Wochen meinen 2. Sohn. Mein Mann und ich versuchen unseren Kindern gegenüber gute Begleiter und Gastgeber zu sein und habe, das Gefühl, daß es uns ganz gut gelingt 🙂

Der Grund warum ich Ihnen schreibe, ich habe mittlerweile die Stärke und den Willen, meine Kindheit zu verarbeiten, habe auch schon vor einem Jahr mit einer Therapie begonnen (die Therapeutin arbeitet mit der Transaktionsanalyse) doch ich kann mich trotzdem nicht so 100 prozentig fallen lassen, da ich die Wut, die ich gegen meine Eltern habe, nicht so wirklich rauslassen kann, weil sie immer wieder sagt, daß ich nur dann Frieden finden werde, wenn ich Ihnen verzeihe. War auch schon bei einigen anderen beim Erstgespräch, aber die Chemie hat bis jetzt nicht gepasst.

Kennen Sie eine/n TherapeutIn in Wien, die/den Sie mir empfehlen können??

Ich brenne danach endlich meinen Seelenfrieden zu finden …

Ich weiss, dass mein Anliegen nicht direkt mit einem Ihrer Bücher zutun hat, aber ich weiss nicht, wie sonst endlich meinen helfenden Zeugen finden kann.

Wünsche Ihnen eine schöne Zeit und sage Danke schön!! Ü. M.

AM: Wenn ich Therapeuten kennen würde, die Respekt genug hätten, um Ihre Fragen zu beantworten; die frei genug wären, um ihre Empörung über das zu zeigen, was Ihre Eltern Ihnen angetan haben; empathisch genug, wenn die seit Jahrzehnten in Ihrem Körper angestaute Wut es braucht, frei zu werden und von Ihnen ausgedrückt zu werden; weise genug, um Ihnen nicht Vergessen, Vergebung, Meditation und positives Denken zu predigen; ehrlich genug, um Ihnen nicht leere Worte wie Spiritualität anzubieten, wenn sie vor ihrer eigenen Geschichte Angst haben, und die nicht Ihre lebenslangen Schuldgefühle noch vergrößern – dann wäre es mir mit Sicherheit eine Freude, Ihnen ihre Namen, Adressen und Telefonnummern zu geben.
Leider kenne ich sie nicht, doch ich möchte immer noch hoffen, dass es sie gibt. Wenn ich jedoch im Internet nach ihnen suche, dann finde ich jede Menge esoterischer und religiöser Angebote, sehr viel Verleugnung, kommerzielle Interessen, traditionelle Fallen, jedoch ganz und gar nicht das, wonach ich suche. Aus diesem Grund gab ich Ihnen mit meiner FAQ Liste ein Werkzeug, damit Sie Ihre eigenen Forschungen anstellen können. Wenn ein Therapeut sich weigert, Ihre Fragen von Anfang an zu beantworten, dann können Sie sicher sein, dass Sie Zeit und Geld sparen, wenn Sie ihn verlassen. Wenn Sie es aus Angst vor Ihren Eltern nicht wagen, Ihre Fragen zu stellen, mag Ihre Angst höchst verständlich sein. Es könnte allerdings nützlich sein, es dennoch zu versuchen, weil Ihre Fragen wichtig sind und Sie nur gewinnen können, wenn Sie den Mut haben, sie zu äussern.
Sie haben Schreckliches erlebt. Doch es ist begreiflich, dass Sie sich mit einer Therapeutin, die Ihnen Verzeihung predigt, nicht “fallen lassen können”, zum Glück für Sie. Das würde nichts bringen, nur Verwirrung. Machen Sie Gebrauch von meiner FAQ Liste und lassen Sie sich nicht zum Narren halten.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet