Das Erwachen
Tuesday 05 June 2007
Sehr geehrte Frau Miller,
vor kurzer Zeit stieß ich auf Ihr Buch „Am Anfang war Erziehung“, das mich so sehr beeindruckt hat, so daß ich sämtliche – noch nicht alle – anderen gelesen habe und ich bin jedesmal wieder beeindruckt.
Ich finde es sehr gut, daß jemand die Stimme für das unterdrückte Kind erhebt und ich habe mich in so vielen Punkten wiedergetroffen. Viele Dinge gaben mir zu denken und ich bin sehr froh darüber, denn ich habe einen 18 Monate alten Sohn, der mich so manchesmal aushalten mußte, wenn meine eigene Mutter „in mir hochgestiegen ist“. Ich finde es gut, daß ich jetzt weiß woher der heftige Drang kommt in einer bestimmten Weise in Konfliktsituationen zu reagieren und so kann ich mich zumindest etwas ausbremsen. So ganz klappt es noch nicht, weil in mir das Gefühl, selbst ein böses Kind gewesen zu sein, noch so stark überwiegt, daß ich Ihre Erkenntnisse nicht immer emotional zulasse.
Für meine Mutter war ich immer das Problemkind, dem sie mit dem Psychiater gedroht hat und sie hat allen davon erzählt, wie schlimm und böse ich sei. Sie hat mich so sehr verteufelt, daß sie sogar Angst hatte, ich könnte ihr etwas antun, obwohl ich statt dessen mehr mein eigenes Leben zerstört habe. Es gab eine Zeit, ich weiß nicht mehr wie lange es war, da hörte ich auf zu Reden, weil es für mich klar war, daß meine Stimme keinerlei Wert besaß und meine Gefühle noch weniger. Auch heute noch reagiert sie mit Vorwürfen, wenn ich ihr sage, wie verletzend diese Zeit für mich war.
Das ist für mich auch ein großes Problem, denn sie erwartet ständigen Kontakt, interessiert sich aber nicht für meine Gefühle und erwartet es aber umgekehrt von mir. Sie kennen wahrscheinlich tausende und abertausende solcher Geschichten, deswegen möchte ich sie jetzt damit nicht weiter beschäftigen. Nur ich möchte mich eben nochmals dafür bedanken, daß Sie mir durch Ihre Bücher das Gefühl gegeben haben, nicht dieses Monster zu sein, was mir immer unterschwellig vermittelt wurde.
Ich wollte einen Punkt noch an Sie schicken, der das Thema Autismus betrifft. Sie schrieben, daß der Körper selbst fähig ist sich zu heilen, wenn ein Konflikt augeflöst wird. Wie in Ashley Montagues Buch „Körperkontakt“ deutlich, ist der Körper auch oder vor allem fähig sich zu heilen, wenn er Liebe und Zuneigung erfährt. Ich denke, das ist ein wenig ein Thema außerhalb, aber in Harris Coulters Buch „Impfungen, Großangriff auf Gehirn und Seele“ beschreibt er die Vermutung, daß Autismus postvakzinal entstehen kann. Autismus jedoch seinem Stand nach durch eine Meningitis verursacht wird, sprich die Myelinschicht sich nicht aufbauen kann oder zerstört wird und somit die Nervenzellen nicht richtig funktionieren. Es steht dort wirklich sehr ausführlich drin, wie es vonstatten geht und daß bei Autisten eben gehäuft bestimmte Verknüpfungen fehlen usw. Worauf ich hinauswollte ist, daß sie meinten Autismus sei durch mangelnde Fürsorge/Liebe verursacht, was wohl in den Aspekt sicherlich mit hinein spielen kann. Sie meinten auch, daß Autismus heilbar sei und da kam mir der Gedanke, ob sich die Information nicht irgendwie kombinieren ließe und ich kam zu dem Schluß, daß Autismus eigentlich eher nicht durch die „Kühlschrankmutter“ verursacht wird, sondern durch die Meningitis, aber das es wohl auch durchaus möglich ist ihn zu heilen, aber eben durch aufrichtige, ehrlich nicht-fordernde Liebe. Nur denke ich, daß es bei manchen Autisten vielleicht eine so starke Schädigung ist, so daß die Heilung nicht wieder zu einem „Normalzustand“ – was auch immer das sein soll – führen wird.
Mittlerweile bin ich auch davon überzeugt, daß unser „state of mind“ unser Leben größtenteils bestimmt. Ich beobachte es immer wieder bei meinen Eltern, die so in ihrer Negativität (meine Mutter) und Selbstkasteiung (mein Vater) untergehen, daß ihr Leben tatsächlich keinerlei anderen Weg zu bieten scheint.
Vielen, vielen Dank für die Mühe das zu lesen!!!
Es ist wundervoll, daß es Menschen wie sie gibt! Danke
Liebe Grüße, B.
AM: Es ist gut für Ihr Kind, dass Sie so viel schon verstanden haben. Das Umsetzen ist nicht immer leicht, aber Sie werden von Ihrem Kind viel Wichtiges lernen, da Sie es ohne Schläge und Demütigungen aufwachsen lassen und offen für Ihre schlimmen Erinnerungen bleiben wollen. Ein Kind, das plötzlich aufhört zu sprechen, musste sehr viel Schlimmes erfahren haben. Ich wünsche Ihnen viel Mut zu dieser Wahrheit.