Die Revolte des Körpers

Die Revolte des Körpers
Thursday 10 April 2008

Liebe Frau Miller,
herzlichen Dank für die schnelle Antwort. Wenn ich versuche die Angst zuzulassen, ist alles in mir überzeugt, dass ich gleich tot sein werde. Bislnag habe ich es noch nicht geschafft losgelöst von dieser Panik in meien Angst hinein zu spüren. Ich habe mich schon als Kind mit der Unsinnigkeit des 4. Gebotes auseinander gesetzt und dadurch viele, viele unangenehme Gespräche mit Verwandten, Bekannten gehabt. Ich weiß, dass sich meine Mutter einen Sohn wünschte und sie bekam mich- von Anfang an sehr präsent. Wie oft musste ich mir anhören, schon als kleines Kind, dass sie eigentlich im 2-Jahres-Abstand ihre Kinder wollte. Das hat bei mir und meinem älteren Bruder auch geklappt, nur zu meiner jüngeren Schwester sind es 4 Jahre Abstand, weil ich so ‘anstrengend’ war. Meine Mutter hat mich/uns (auch meinen Vater) immer für ihr Glück bzw. Unglück verantwortlich gemacht. Darf man zu einem Kind sagen, du hast mir ‘Stunden/Tage meines Lebens gestohlen’? Ich meine, nein!
Als ich Pickel bekam, hörte ich: da kommt die Bosheit raus. Außer meiner Lielingsoma hatte ich in meiner Kindheit nicht das Gefühl, dass ich um meinetwillen geliebt wurde. Noch heute missgönnt mir meine Mutter Dinge, die sie selbst gern erlebt hätte. Mein Mann trägt mich auf Händen, ich bin die Liebe seines Lebens. (Wie lange brauchte ich, um zu glauben, dass man mich Ungeheuer lieben kann!). Wenn er mir Blumen bringt, mir ein Liebesbriefchen auf den Tisch legt u.ä. und sie bekommt das mit, weint sie manchmal oder sagte auch schon, dass sie so ewtas eignetlich verdient hätte, aber nicht ich. Ich könnte hier noch endlos schreiben, auch wie sie meinen Vater instrumentalisiert hat und vieles mehr. Ich bin mir dessen bewußt, ich stehe dazu, dass mir meine Mutter oft peinlich ist, dass ich sie zuweilen auch dumm finde, auch wenn alle mich um diese tolle Mutter beneiden. Ja, so wirkt sie nach außen……
Sind diese Verletzungen so tief, dass ich meine Ängste trotz der Bewußtmachung und einem Mann an meiner Seite, der nichts bagatellisiert, auf meine Erzählungen hin eine Wut auf meine Mutter bekommt, nicht in den Griff bekommen kann oder ist das vielmehr ein Zeichen, dass hier noch eine traumatische Erfahrung schlummert, die ich komplett abgespalten habe?

Viele liebe Grüße und Danke, dass sie sich so um ‘fremde Menschen’ kümmern, B.K.

AM: Ihre Frage wird Ihnen Ihr Körper sicher eines Tages beantworten, sobald Sie gelernt haben, ihm zuzuhören. Lassen Sie sich Zeit.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet