Ein lehrreiches Beispiel
Monday 13 July 2009
Guten Tag Frau Miller,
ich komme gerade von einem Erstgespräch bei einer Heilpraktikerin für Psychotherapie.
Wir begrüßten und setzten uns. Die Therapeutin fragte was mich zu ihr führt. Ich antwortete, dass ich Therapieerfahrung habe und das ich das persönliche Gespräch nutzen möchte, um herauszufinden, ob wir zusammen passen. Ich sagte, dass meine Geschichte kein Tabu mehr ist, ich keine Probleme habe darüber zu sprechen. Wenn es für sie in Ordnung ist würde ich ihr gerne ein paar Fragen stellen und noch nicht meine ganze Geschichte erzählen wie ich das in anderen Erstgesprächen erlebt habe. Sie sagte o.k. mit der Bedingung mir dann auch Fragen stellen zu können und gab den Hinweis, dass es in der Therapie aber um meine Geschichte geht. Das ist mir klar und natürlich kann sie Fragen stellen.
Meine erste Frage lautete: Wie war ihre Kindheit ? Es brauchte meinen Mut diese Frage zu stellen, aber ich wollte sie so gerne stellen und bin froh es getan zu haben. Nach einer kurzen Pause antwortete Sie “meine Kindheit war glücklich“ . Damit konnte ich erst einmal gar nichts anfangen und sagte dann auch, dass das sehr kurz gesagt ist. Daraufhin äußerte sie, dass ich mir ja das Recht herausnehme solche Fragen zu stellen und sie auch das Recht hat so zu antworten. Sie sagte sie verstehe nicht wozu das gut sein soll, worauf ich hinaus will und wie ich darauf komme sie so kennenlernen zu können. Ich erklärte, dass mir wichtig ist alle Fragen stellen zu können, auch wenn sie sie nicht versteht. Sie sagte ich müsste erzählen, damit sie sieht, ob ich zu Ihren Methoden passe. Dann erzählte sie von der Transaktionsanalyse oder so ähnlich, die Ihre Wurzeln in der Psychoanalyse hat. Ich äußerte das mir die Methoden nicht wichtig sind, aber der Mensch, der mich begleitet. Es war für mich weiterhin zu schwammig, deshalb fragte ich wie Ihre Haltung Ihren Klienten gegenüber ist, ob sie eher neutral bleibt wie in der Psychoanalyse oder nicht. Sie sagte als Coach muss sie neutral und ohne Wertung sein. Wertfrei zu sein steht für mich außer Frage und ist selbstverständlich sagte ich, doch wieso neutral?
Nach ca. 10 Minuten sagte Sie zu mir Sie fühle sich wie auf dem Prüfstand und das wären vertauschte Rollen und Sie möchte das beenden. Gefühlt habe ich ebenfalls sehr schnell, dass ich mit Ihr nicht arbeiten möchte, spürte aber eine gewisse Angst zu gehen und mein Bestreben mich für meine Fragen zu rechtfertigen. Sie hat mich schnell verabschiedet und ich ging etwas verwirrt. Im nachhinein kann ich nur sagen, ja vielleicht war das ein Prüfstand, aber warum ist das schlimm?? In diesem Gespräch gab es keinen Raum und keine Offenheit für meine Fragen. Das kenne ich aus meiner Kindheit, meine Fragen blieben unbeantwortet, besonders meine Mutter hat sich verweigert. Das will ich nicht mehr!
Viele Eltern sind genervt von den Warum – Fragen Ihrer Kinder! Und warum?? Weil sie die Antwort nicht wissen und sich nicht damit beschäftigen wollen. Also ist wieder mal das Kind schuld, dass es solche unangenehmen Fragen stellt. Dabei hat ein Kind überhaupt keine Schwierigkeiten mit der Antwort “weiß ich nicht“, aber dem Erwachsenen ist es peinlich und er fühlt sich dumm.
In diesem Therapeutengespräch fühlte ich mich mit meinen Fragen nicht ernst genommen und als lästig abgeschoben. Nach der ersten Verwirrung bin ich etwas empört.
Es ist schwer jemanden zu finden, aber ich versuche es weiter.
Herzliche Grüße , AS
AM: Sie sind nur „etwas empört“, aber Sie hätten Grund, auf dieses Verhalten viel stärker zu reagieren. Das ist doch ein krasses Beispiel von Unsicherheit, Ignoranz und Mangel an Kompetenz. Deshalb ist es gut, wenn Sie vieles ausprobieren, bevor Sie sich fest binden. Hier haben Sie jedenfalls eine Menge Geld und Zeit und unnötigen Ärger gespart. Bevor Sie weiter suchen, lesen Sie am besten die ersten Eintragungen auf der Seite „Artikel“, heute auch hier kopiert.