Mein Bruder
Tuesday 03 October 2006
Sehr geehrte Frau Miller!
Es ist mir ein großes Anliegen ihnen zu schreiben, da ich weiß wie wichtig ihre Bücher für meinen Bruder waren und wie sehr er sich von ihnen verstanden fühlte. Er hat ihnen am 6.Juli diesen Jahres einen Leserbrief unter “Mein Leben” geschrieben und war auch ganz begeistert, daß sie ihm persönlich zurückgeschrieben haben. Ich habe viel mit ihm über seine Kindheit und sein Leben jetzt gesprochen, und hätte seinen Zustand niemals so kritisch eingeschätzt. Jedenfalls hat er sich am 12. August suizidiert. Ich weiß, daß er wirklich endgültig nicht mehr wollte, da er uns keine Chance gab, ihn rechtzeitig zu finden. Es tut mir so leid, daß ich ihm nicht helfen konnte.
Ich hätte noch eine Frage an sie: Wieso war für meinen Bruder seine Kindheit derart traumatisch und für mich eigentlich sehr schön, zumindest habe ich keine gegenteiligen Erinnerungen, obwohl wir die gleichen Eltern und folgedessen wahrscheinlich auch die gleiche Erziehung haben?
Es würde mich sehr freuen, wenn sie mir antworten würden.
Mit freundlichen Grüßen, M. H.
AM: Die Nachricht vom Tod Ihres Bruders hat mich sehr getroffen. Er hatte eine schreckliche Kindheit, aber keine wirkliche Hilfe, um diese alten Qualen aufzuarbeiten. Und doch war es ihm fast klar, wie er damals gelitten hatte, aber die Wahrheit machte ihm noch große Angst, und er hätte die volle und eindeutige Unterstützung seines Therapeuten gebraucht.
Warum Sie so wunderbare Eltern hatten, obwohl die gleichen Menschen Ihren Bruder so gequält hatten, weiss ich nicht. Vielleicht werden Sie dies eines Tages herausfinden. Vielleicht werden Sie uns sogar schreiben, was Sie herausgefunden haben?