Die Revolte des Körpers

Die Revolte des Körpers
Sunday 13 July 2008

Sehr geehrte Frau Miller,

vor etlichen Jahren las ich ein Buch von Ihnen, nämlich „Am Anfang war Erziehung“!
Ich weiß noch, ich war damals entsetzt und überrascht zugleich, dass sie auf den Punkt brachten, was ich m. Kindern angetan hatte.
Zu meiner – vielleicht Entlastung – muss ich dazu schreiben, dass ich in die neuap. Kirche reingeboren wurde und es bis zu meiner ersten Therapie gar nicht bewusst registrierte, was ich m. Kindern damit antat.
Erst nach ein paar Sitzungen fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Doch m. Kinder hatte ich längst so geprägt.

Nun las ich „Die Revolte des Körpers“. Schon der Titel war vielversprechend für mich.
Ich war dreizehn Jahre alt, als ich erste Panikattacken in dieser Sekte verspührte. Doch ich konnte mich dazu nicht äußern, d.h. ich unterdrückte sie so dermaßen, dass ich heute unter einer schlimmen Krankheit „Dystonie“ leide.
Ich gehe kaum mehr unter die Leute. Mittlerweile leide ich auch unter Schmerzen und denke täglich: „Wie kriege ich den Tag rum!“

Am meisten ärgert mich jedoch die Tatsache, nicht früher auf meinen Körper gehört zu haben. Dann wäre es (so denke ich ) längst nicht so schlimm wie heute.
Jedoch – wie sie schrieben – ich wuchs quasi in einem totalitären Regime auf.

– Eben kam meine Tochter. Auch sie leidet schon unter allerlei Beschwerden, die ich darauf zurück führe, dass ich sie nicht gerade positiv auf diese Welt vorbereitete.
Die Lehre der Kirche hieß, sich täglich bereit zu machen auf die Wiederkunft Jesu.
Irgendwann – 26jährig – erzählte mir meine Tochter, dass sie immer beim Abendgebet (es lautete täglich folgendermaßen: Jesus solle doch kommen, um uns, die allein Seliggemachten, zu sich zu holen) dachte: „Weshalb betet das m. Mutter immer? Ich will doch gar nicht weg von dieser Erde. Es gefällt mir doch hier.“ Sie war damals noch ein ganz kleines Mädchen. Weshalb sie nicht schon damals den Mund auftat, weiß ich auch nicht.

Jedenfalls liegt vor mir noch ihr Buch: „Dein gerettetes Leben“. Vielleicht hilft es mir weiter.
Allerdings ist es sehr schwer einen – wie sie schrieben – Menschen ( Wissenden Zeugen) zu finden, der eine gelungenere Sozialisation hatte, wie wir.
Im Übrigen half mir auch eine siebenjährige Psychoanalyse nach C.G.Jung nicht weiter.
Es ist ja wirklich bewundernswert, dass sie noch so engagiert sich für Menschen einsetzen. Vielen Dank!
Ich würde mich über eine Nachricht von Ihnen sehr freuen
Viele herzliche Grüße von L.D.

AM: Hören Sie auf die Stimme Ihrer Tochter und lesen Sie das erste Kapitel von „Dein gerettetes Leben“. Vielleicht fällt Ihnen dann etwas ein?

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet