Eine absurde Legende

Eine absurde Legende
Tuesday 01 September 2009

Liebe Frau Alice Miller,ich lese gerade ihr Buch “Dein gerettetes Leben.In diesem Buch sind viele Antworten zu finden,aber mir nutzen diese Antworten nicht allzuviel.Meine Mutter hat mich mit 3 Jahren zur Großmutter gegeben.Zärtlichkeit habe ich nie erfahren.Meine Mutter(heute 88 Jahre) sagt auch heute noch,Kinder küßt man nicht.Ich habe 4 Kinder ,aber ich habe viel Zärtlichkeit gegeben.Jetzt in meinem Alter (58 J.) merke ich was mir fehlt bzw. gefehlt hat.Ich bin verwitwet und sehr einsam und versuche meine jüngste Tochter(20 J.) unbewußt an mich zu binden.Ich kann meine Mutter nicht hassen,sie ist sehr alt und schwer krank.Sie hat immer meinen Bruder vorgezogen.Aber ich sage mir,für meine Mutter war das wie sie entschieden hat ihre Wahrheit und jetzt weiß ich nicht wie lange meine Mutter noch leben wird.Ich möchte ihr einen ruhigen Tod gönnen und nicht das sie in den letzten Tagen ihr gesamtes Leben in Frage stellt.
Mein Bruder ist auch sehr krank,sie unterstützt ihn mit ihren 88 Jahren.
Alles was ich in ihrem Buch gelesen habe ,überzeugt mich aber ich kann es nicht anwenden.
Für mich gibt es keine perfekten Menschen,jeder hat etwas anderes erlebt und wird dadurch geprägt.Für jeden Menschen gab es eine andere Zeit und andere Erlebnisse.Was würde es mir nützen, wenn ich meine Mutter jetzt hassen würde.Meine Kinder lieben ihre Großmutter ,ich würde auch deren Gefühle durcheinander bringen.
Auch habe mit Sicherheit Fehler in meinem Leben gemacht ,wenn meine Kinder mich deswegen hassen würden,würde diese Spirale nie ein Ende haben.Vielleicht versuchen sie für sich selber
über ihre Bücher eine Rechtfertigung zu finden??
Wenn ich meine Mutter hassen würde ,wäre ich nicht fähig dazu ,Ihr Hilfe in dem Alter zu geben.
Ich würde mich über eine Meinung von Ihnen sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen D.A.

AM: Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie Ihre Mutter hassen SOLLTEN? Das wäre doch ein totaler Unsinn. Wieso schieben Sie mir diesen Unsinn zu? Ich habe nur geschrieben, dass man sich NICHT BETRÜGEN sollte und seinen berchtigten Hass nicht unterdrücken müsse, wenn man seine Gesundheit und die der eigenen Kinder nicht (auf Projektionswegen) damit belasten will. Doch Sie scheinen ja gar keinen Grund zum Hass zu haben, seien Sie froh und glücklich darüber.
Ich habe den Eindruck, dass sich bereits die absurde Legende verbreiten liess:” Alice Miller schreibt, man sollte die Eltern hassen.” An solchen Behauptungen sind Menschen imteressiert, die entweder meine Bücher gar nicht gelesen haben oder aus irgendwelchen Gründen das Bedürfnis haben, meine Aussagen zu verdrehen, weil ihnen ihre Wahrheit (ihre EIGENE) Angst macht. Damit muss ich mich natürlich abfinden.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet