entwicklung des forums ourchildhood

entwicklung des forums ourchildhood
Sunday 24 February 2008

Die folgende Antwort schrieb Alice Miller auf den Brief einer Leserin, die die Entwicklung im ourchildhood.de Forum „mit Sorge erfüllt“, die jedoch inzwischen darum bat, dass ihr Beitrag nicht veröffentlicht wird.

AM: Wenn Sie meine Meinung hören wollen, dann ist es diese: Moderatoren sind Menschen wie wir alle und keine Übermenschen. Sie können daher nicht ein IDEALES Forum führen, das jedem, der reinkommt, passt. Als Menschen können sie nur SUBJEKTIV urteilen. Das ist nicht nur ihr Recht, es ist ihre Pflicht ihrem Selbst gegenüber, ihren Gefühlen treu zu bleiben und diese nicht zu verraten, um anderen zu gefallen. Doch ich kann verstehen, dass ihre SUBJEKTIVEN Urteile nicht jedem passen. Dann sind die Enttäuschten zum Glück frei, andere Foren zu besuchen, die ihnen besser passen, die hoffentlich ebenfalls redlich geführt werden. Als Erwachsene sind wir doch nicht darauf angewiesen, unsere Eltern ändern zu wollen oder unter ihrer Tyrannei zu leiden. Wir haben andere Alternativen und sind frei zu wählen. Ein Moderator eines Kindheitsforums ist nicht Vater oder Mutter, sondern ein Mensch mit seinen eigenen Gefühlen (hoffentlich), der die Aufgabe übernommen hat, nach SEINEM Wissen und GEWISSEN ehemaligen Opfern respektvoll zu ermöglichen, sich über ihre Kindheit zu artikulieren und dadurch mehr Klarheit darüber zu bekommen. Er oder sie allein sind dafür verantwortlich, dass verwirrende Beiträge nicht erscheinen, und sie sind niemandem eine Erklärung für ihre Entscheidung schuldig, sonst würden sie die Verwirrung noch verstärken. Denn alle hier teilnehmenden Menschen sind als Kinder schwer geschädigt worden, sie neigen dazu, ihr Schicksal hier zu inszenieren und in den Moderatoren ihre Eltern zu sehen. Das überschreitet die Kompetenzen eines Moderators, er ist kein Therapeut, braucht keine Deutungen zu geben, er bietet nur die Voraussetzungen, die technische Pattform sozusagen, zum REDEN, zum endlich, endlich die Wahrheit erzählen zu dürfen. Und das ist schon sehr, SEHR VIEL. Das sollte man hoch respektieren und nicht Unschuldige blind in der kindlichen, unreflektierten Blindheit als Sündenböcke für schwer misshandelnde Eltern gebrauchen wollen.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet