Was soll ich tun
Tuesday 26 December 2006
Sehr geehrte Frau Miller,
ich wende mich nochmals an sie, da ich eine gewisse Hilflosigkeit verspüre. Ich arbeite (ich bin 52Jahre, erwachsene Kinder und ein sehr liebevolles Verhältnis zu ihnen) seit kurzem mit voller Überzeugung in einer Kinderkrippe.
Was mich wirklich irritiert, die jungen Kinderpflegerinnen, Erzieherinnen haben was die frühkindliche Pädagogik betrifft, vorsintflutliche Einstellungen. z. B. ein Kind mit 14 Monaten muß mit der rechten Hand essen, um nur einen absoluten Blödsinn aufzuzeigen. Nachdem ich 2 Einrichtungen als Kinderkrankenschwester, Supervisorin und Gesundheitspädagogin betreuen soll, stehe ich im Moment völlig hilflos da.
Mein Kontakt zu den Kindern ist geprägt von großer Zärtlichkeit und die Kinder sind sehr gerne bei mir. Wie kann ich den Kindern helfen? Wo soll ich denn beginnen? Ich versuche mit Informationen über die Bedürfnisse der Kinder um Verständnis zu werben. Am liebsten würde ich weggehen, aber ich bin in meinem Leben so oft geflüchtet, weil ich den Negativismus nicht aushalten will. Aber, ich möchte mit diesen wunderbaren Kinder lernen und bei ihnen sein, warum soll ich flüchten? Was soll ich tun?
Danke für Ihre Antwort und viele gute Tage im Neuen Jahr und viel Kraft für Ihre Arbeit und einfach Danke dass es kämpferische Menschen wie sie gibt, J. W.
AM: Sie tun schon viel Gutes durch Ihre Präsenz, die ANDERS ist als die der klassischen Kindergärtnerinnen. Diese benehmen sich automatisch so, wie ihre Mütter sich bei ihnen benahmen, weil sie als Kinder nie gewagt haben, dieses Benehmen in Frage zu stellen. Das wäre gefährlich gewesen. Aber Sie haben die Freiheit, solche absurden Befehle in Frage zu stellen. Sie können z.B. fragen: „Warum soll das Kind mit 14 Monaten lernen, mit der rechten Hand zu essen? Wenn es instinktiv mit der linken Hand nach dem Löffel greift, ist es vielleicht linkshändig. Das muss man heute unbedingt respektieren, sonst richtet man Schaden an. Aber auch wenn es rechtshändig wäre. Warum muss es in diesem Alter zu etwas gezwungen werden, das keinen Sinn macht?“ Ihre Arbeit hier ist sehr wichtig, wenn Sie versuchen, immer wieder das sinnlose Verhalten in Frage zu stellen und damit die Gewissheit der jungen Kolleginnen zu erschüttern, dass ihre Mütter unfehlbar waren. So lässt sich vielleicht die schwarze Pädagogik im Kindergarten mindestens zum Teil abbauen.