Zum Gespräch zwingen

Zum Gespräch zwingen
Sunday 05 July 2009

Liebe Alice Miller,

ich habe gerade die Revolte des Körpers gelesen. Es unterstützt mich in meinem Entschluß,

den Kontaktabbruch meinen Eltern gegenüber durchzuziehen.

Ich bekomme viel Unterstützung, aber auch Mahnungen von Freunden, die sagen,

man dürfe sich nicht von den Eltern trennen. Ihr Buch und „The Betrayal Bond“ von Patrick Carnes

ermutigen mich, meiner Abscheu und Wut und meinem Hass zu glauben und die Beziehung zu beenden.

Vor einer Woche stand meine Mutter plötzlich vor der Tür (meine Eltern leben 800 km weit weg),

weil ich ihre Anrufe nicht mehr entgegennehme und Briefe nicht mehr beantworte.

Sie sagte, sie wolle mich zum Gespräch zwingen. Ich habe sie rausgeworfen. Es hat mir das Herz zerrissen,

ich fühlte mich unglaublich schuldig. Aber ich bin sehr froh, dass ich jetzt für mich da bin.

Ich will für mich vertrauenswürdig sein und mich nicht länger verraten.

Ich habe aber auch immer wieder große Angst vor der Rache meiner Eltern.

Es geht drunter und drüber.

Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.

Herzliche Grüße, LR

AM: Ich habe noch nie gehört, dass ein erzwungenes Gespräch etwas Positives bewirken konnte. Ihre Gefühle sind sehr begreiflich, doch leider leiden Sie noch an Schuldgefühlen, die Ihnen von klein auf aufgezwungen wurden. Niemand hat heute das Recht, Sie zu bestrafen, wenn Sie Ihr Leben jetzt selbstbestimmend und in Ruhe leben wollen. Das war nur in der Kindheit möglich. Sie scheinen jetzt stark genug zu sein, um sich gegen solche brutalen Intrusionen zu wehren.

Ein neues Buch von Alice Miller, Jenseits der Tabus, 2009, exclusiv im Internet